[Bücher] Rückblick Mitte Juli

Der Juli ist noch nicht vorbei, verlief aber schon sehr seitenreich bei mir. Zwischen die Romane haben sich zwar doch eine Zeit lang die letzten Skripten aus meinem Studium versteckt, aber für mich sind die Prüfungen damit vorbei. Und, wenn bestanden, auch endgültig. An spannenderen Sachen gabs bei mir dafür das hier:

Neil Gaiman – Coraline
Je mehr ich von Neil Gaiman lese, desto mehr gefällt mir seine Erzählweise und vor allem die Geschichten. In Coraline geht es um ein junges Mädchen, das mit ihren Eltern umzieht. In der Wohnung in dem neuen Haus wohnen nicht nur sehr skurile Leute – ein alter Mann, der Mäusen das Musizieren beibringt und zwei schrullige ehemalige Schauspielerinnen – sondern es gibt auch eine Tür, hinter der einfach nur eine Ziegelwand ist. Angeblich kommt das daher, dass das Haus erst nachträglich in Wohnungen unterteilt wurde. Aber Coraline stellt irgendwann fest, dass sich hinter Tür auch ganz andere Dinge verbergen.
Im Nachwort des Buches heißt es, dass Kinder die Geschichte als ein tolles Abenteuer wahrnehmen, Erwachsene sie dagegen sehr unheimlich finden. Und genau das scheint Neil Gaiman super zu beherrschen: Spannende, ungewöhnliche Geschichten, die nur auf den ersten Blick Kindergeschichten sind.

Michael Ende – Momo
Michael Ende gehört zu den Lieblingsautoren meiner Kindheit, und Bücher wie Jim Knopf oder den Wunschpunsch lese ich auch heute noch gerne. Und natürlich Momo. Die kleine Momo ist ein Waisenkind, dass alleine in einem Amphitheater wohnt, und dort mit ihren Freunden spielt oder das macht, was sie am besten kann: Zuhören. Bis die sogenannten grauen Männer in die Stadt kommen und langsam aber sicher anfangen den Bewohnern ihre Zeit zu stehlen, indem sie ihnen einreden diese sparen zu müssen. Die Folge davon sind gehetzte, unglückliche Leute und verwahrloste Kinder. Mit Hilfe der Schildkröte Kassiopeia und Meister Hora muss Momo ihre Freunde und die komplette Zeit der Menschheit retten.
Auch dieses Buch ist nur auf den ersten Blick eine “harmlose” Kindergeschichte – ich merke, hier zeichnet sich bei mir langsam ein Trend ab – denn das Problem des Nicht-Zeit-Habens ist eher aktuell. Besonders schlucken musste ich bei einer Szene, in der die grauen Männer versuchen Momo zu bestechen, indem sie ihre eine Puppe schenken wollen. Allerdings ist es der Sinn der Puppe, dass man ihr ständig neue Kleider, Accessoires und Begleiter kaufen muss. Ob Michael Ende wohl ein paar Jahre in die Zukunft blicken konnte, als er das Buch geschrieben hat? Auf jeden Fall hat mich das Buch doch ein wenig nachdenklich gestimmt und ich habe beschlossen mir wieder ein wenig mehr Zeit für die “schönen Dinge des Lebens” zu nehmen. Wie z.B. einfach mal die Sonne genießen. Solange sie da ist.

Glen Cook – Dreams of Steel
Der nächste Teil der Black Company Reihe. Das Buch wird diesmal aus der Sicht von Lady geschrieben, da – Vorsicht, SPOILER – Croaker tot ist. Und überhaupt der größte Teil der Black Company nach dem Desaster am Ende des letzten Bandes. Aber Lady hat nicht vor aufzugeben, sondern beschließt neue Komandantin zu sein und die Annalen weiterzuführen. Zu Hilfe kommt ihr dabei ihre jahrhundertelange Erfahrung im Ränkeschmieden und Leute gegeneinander ausspielen sowie die schlichte Tatsache, dass sie skrupellos ist. So ändert sich auch der ganze Ton des Buches und man bekommt tatsächlich das Gefühl, dass jemand anders erzählt. Schade, mochte ich doch den Glen Cook Croaker Stil, aber an Lady gewöhnt man sich auch recht schnell. Inhaltlich geht es in dem Buch ordentlich rund, an Ideen mangelt es wirklich nicht. Und weils so gut war, hab ich auch gleich den nächsten Teil angefangen.

Glen Cook – Bleak Seasons
Vorsicht, noch mehr SPOILER – ich weiß nicht wirklich wie ich dazu sonst etwas schreiben soll. Der Teil wird nicht mehr von Lady geschrieben, da diese inzwischen herausgefunden hat, dass Croaker nicht tot ist und am Ende des letzten Bandes die verstreuten Teile der Black Company wieder unter eine gemeinsame Führung gekommen sind. Und so lernen wir Murgen als Annalenschreiber kennen. Der wieder einen komplett anderen Schreibstil hat. Murgen schreibt einige Jahre nach dem Buch von Lady, hat aber immer wieder Blackouts, in denen er die Zeit durchlebt, während Lady ihr Buch geschrieben hat. Nur natürlich seine Seite der Handlung. Wie üblich bei Glen Cook sind die Ereignisse eher düster und ernst, der Krieg zwischen der Black Company/Taglios und dem letzten Shadowmaster wird fortgeführt. Gibt es eigentlich für irgendeinen der Charaktäre ein gutes Ende?
Nachdem ich anfänglich sehr verwirrt war von den Buch – die Zeitsprünge waren doch teilweise sehr irritierend – hat es mich mit der Zeit trotzdem wieder gefesselt. Murgen erwähnt manchmal Ereignisse aus den letzten Jahren, über die man erst später erfährt und auch die Entwicklung von Croaker und Lady ist spannend. Ich bin wirklich gespannt, was in den nächsten Bänden passiert.

Und das wars dann erst mal wieder. Meine NähMa steht grade ziemlich still, da ich leider viel zu viele andere Sachen zu tun habe. Bewerbungen schreiben und so zwecks baldigem Studiumsende 😉

[Bücher] Neil Gaiman – The Graveyard Book

“The Graveyard Book” beginnt damit, dass eine Familie umgebracht wird. Einzig der jüngste Sohn entkommt durch Zufall und verirrt sich auf einen Friedhof. Der Geist der gerade verstorbenen Mutter bittet die anderen dort ansässigen Geister auf ihr Kind aufzupassen und die Geistergemeinschaft beschließt der Bitte nachzukommen. Das Ehepaar Owens, das im Leben nie Kinder hatte, adoptiert ihn und er bekommt den Namen Nobody Owens.

“He looks like nobody but himself,” said Mr. Owens, firmly. “He looks like nobody.”
“Then Nobody it is,” said Silas. “Nobody Owens.”
[…]
“And what kind of name is Nobody?” asked Mother Slaughter, scandalized.
“His name. And a good name,” Silas told her. “It will help to keep him safe.”

Außerdem gewähren sie ihm “the freedom of the graveyard”, und machen den Friedhof so zu seinem Zuhause. Das hat zur Folge, dass er im Dunkeln sehen kann, durch Wände gehen kann und auch sonst alle Fähigkeiten bekommt, die man Geistern typischerweise zuschreibt. Nur, dass Bod (kurz für “Nobody”) eben lebt. Und so wächst er auf einem Friedhof auf und wird von Geistern aus den unterschiedlichsten Epochen aufgezogen. Eine der wichtigsten Gestalten ist dabei Silas, sein Wächter, der zwar kein Geist ist, aber auch nicht lebt.

Während gegen Ende des Buches natürlich der Mord an seiner Familie aufgeklärt werden muss, erlebt Bod zwischendurch noch einige andere Sachen. Eine Hexe wünscht sich einen Grabstein, er wird von Ghulen entführt, ein Werwolf taucht auf und sein Wunsch, in die Schule zu gehen, ist auch nicht so einfach zu erfüllen.

“The Graveyard Book” könnte ich mir gut in einer Verfilmung von Tim Burton vorstellen. Es ist ein bisschen skurril, ungewöhnlich und generell etwas “anders”. Oder findet ihr die Vorstellung normal, dass die besten Freunde eines Kindes Geister sind? 😉